
Wohnen
Hygge für die Seele …
Dieses Wort, von dem wir gar nicht so genau wissen, wie es wirklich ausgesprochen wird, ist seit Ende des letzten Jahres in aller Munde. Es drückt ein Gefühl aus, das wir alle nur allzu gut kennen. Es handelt von den kleinen Dingen im Leben, die uns den Alltag versüßen wie die erste warme Tasse Tee am Morgen. Und seien wir doch mal ganz ehrlich, dieses Lebensgefühl sieht auf Pinterest einfach großartig aus. „Hygge“ ist ein dänisches Wort und erweckt in uns die Sehnsucht nach kalten Wintermorgen. Dieses seelenwärmende skandinavische Lebensgefühl hat den Rest Europas im Sturm erobert. Und wen wundert das schon, immerhin ist es ein Gefühl, das alle Sinne umhüllt und uns in einen Zustand absoluter Glückseligkeit fernab vom Stress des Alltags versetzt (ja, es funktioniert sogar im Büro). Ach ja, wir sind uns ziemlich sicher, dass es so ausgesprochen wird: „Hügge“.
Der erste Monat des neuen Jahres weckt in uns viele widersprüchliche Gefühle. Das Wetter ist zwar immer noch kalt, doch es fehlt die festliche Stimmung, die uns im Monat zuvor selbst die kältesten Tage versüßt hat. Das am häufigsten verwendete Wort im Januar ist zweifelsohne „Diät“ und angesichts des niedrigen Saldos auf unserem Bankkonto, das wir am Ende des letzten Jahres geplündert haben, ist uns eh nicht zum Essen zumute. Beim Blick in den leeren Kühlschrank versprechen wir uns einmal mehr, nächstes Weihnachten weniger auszugeben. Im Januar dreht sich eigentlich alles um unsere Vorsätze und darum, wie dieses Jahr alles ganz anders sein wird (schon komisch, was ein schlichter Kalenderwechsel bewirken kann). Seien wir ehrlich, Januar ist der böse ältere Bruder von Dezember und wir können es kaum erwarten, dass dieser Monat endlich rum ist.
Ich frage mich, was geschehen würde, wenn wir all die negativen Dinge, die wir mit Januar verbinden, einfach ablegen und diesen Monat so wie jeden anderen Monat wahrnehmen würden? Wäre es wirklich so kompliziert, alle materialistischen Sorgen in eine Schublade zu stecken und fest zu verschließen? Wieso kann dieses Jahr nicht nach dem Motto #yearofyou ganz in deinem Zeichen stehen? Was wäre, wenn wir uns weniger Sorgen darum machen würden, ob unser Latte mit Magermilch zubereitet wurde, und wir uns stattdessen häufiger mit unseren Freunden treffen würden? Was wäre, wenn wir in der Mittagspause auch mal ein Familienmitglied anrufen würden, anstatt die Zeit im Kaufhaus zu verschwenden? Oder was wäre, wenn wir nicht mehr so viel Zeit vor dem Fernseher verbringen würden, und stattdessen etwas an der frischen Luft unternehmen? Das, meine lieben Freunde, ist genau das, worum es bei Hygge geht. Alles klar?
Laut Meik Wiking, CEO vom Happiness Research Institute in Kopenhagen, ist Hygge wie „eine Umarmung ohne physischen Kontakt“. Ähm, wie bitte?
Wenn wir also Hygge hören, sehen, riechen, schmecken und anfassen könnten, wie genau würde man dieses Erlebnis beschreiben?
Der beste Ort, um dies zu verdeutlichen, ist wohl das eigene Zuhause, der Ort, an dem wir uns vollkommen entspannt und geborgen fühlen. Hyggekrog (ein weiteres dänisches Wort) ist ein kleiner Bereich deines Zuhauses, der Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt. Wenn du einmal diesen Bereich in deinen eigenen vier Wänden gefunden hast, steht Hygge nichts mehr im Weg.
Dieses Wohlfühlkonzept hat sich nicht nur in unser Zuhause eingeschlichen, sondern wirkt sich auch auf unsere Ernährung aus. Das Kalorienzählen hat endlich ein Ende und wir können uns alles erlauben, was uns glücklich macht: warmen Haferbrei, ein Stück Kuchen und kleine Süßigkeiten für zwischendurch. Glückseligkeit, ebenso wie die Liebe, geht immerhin durch den Magen!
Bei Hygge geht es außerdem darum, unvergessliche Momente zu erleben, die das Potenzial haben, uns an tristen Tagen aufzumuntern. Also, schalte endlich das ständig läutende Handy aus, denke nicht immer nur an dich, sondern auch an die anderen und finde deine innere Ruhe. Blicke über den Tellerrand hinweg und verbreite eine hyggelige Stimmung an all deinen Lieblingsorten.
Lange Rede, kurzer Sinn: Hygge ist nicht das neue Trendmuster der Saison, ebenso wenig wie es das neue Schwarz ist (damit fangen wir am besten gar nicht erst an). Es ist ein vollkommen neues Konzept, ein emotionaler Neuanfang, auf den du schon so lange gewartet hast. Es ist an der Zeit, die Sorgen aus 2016 abzulegen und das neue Jahr mit offenen Armen zu begrüßen. Dies ist dein Jahr, also, sei du selbst und sei Hygge.